Dipl. Psych. Petra Schönberner

Psychologische Psychotherapeutin

Peripartale Erkrankungen

Schwangerschaft und Geburt eines Kindes gehen mit vielen Umstellungsprozessen einher, die die werdende Mutter und den werdenden Vater in eine Krise führen können. Meistens kann diese mit sozialer Unterstützung (Familie, Freunde, Hebamme etc.) bewältigt werden.

Die Belastungen können aber auch so groß sein, dass sich psychische Erkrankungen entwickeln oder verstärken können. Besonders gefährdet sind Frauen und Männer, in deren Familie bereits psychische Erkrankungen vorkommen und/oder die wenig soziale Unterstützung erfahren.

Ob eine psychische Erkrankung vorliegt, sollte zügig abgeklärt und diese dann auch behandelt werden, um einen ungünstigen Einfluss auf die kindliche Entwicklung und einer Chronifizierung der Mutter vorbeugen zu können. Hierzu kann jede Mutter den Selbstbeurteilungsbogen EPDS ausfüllen (www.marce-gesellschaft.de oder www.schatten-und-licht.de).

Die Therapie der Wahl ist nach wissenschaftlicher Erkenntnis die Psychotherapie. In einigen Situationen kann es allerdings sinnvoll sein, ergänzend eine medikamentöse Therapie in Anspruch zu nehmen. Die meisten Psychopharmaka können sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit eingenommen werden (www.embryotox.de).

Postpartale Depression

10-15 von 100 Müttern (und 3-10 von 100 Vätern) entwickeln eine postpartale Depression, ca. die Hälfte davon beginnt meist in der Schwangerschaft. Die betroffenen Frauen leiden unter den typischen depressiven Symptomen wie z.B. Freudlosigkeit, Antriebsminderung, Hoffnungslosigkeit, sozialem Rückzug, Gereiztheit, innerer Unruhe, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, ggf. Zwangsgedanken, Ängste um die Gesundheit und Zukunft des Kindes und Lebensüberdrussgedanken bis hin zur Suizidalität.

Depressiv erkrankte Mütter haben das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein und beschreiben oft ein Gefühl der Gefühllosigkeit dem Kind gegenüber. Die Auswirkungen einer Depression nach der Geburt können u.a. Störungen in der Mutter-Kind-Interaktion sein, bis hin zur Bindungsstörung. Die entwickelungspsychologischen Folgen für das Kind reichen bis in die Schulzeit hinein. Die familiäre Belastung kann auch zu psychischen Problemen beim Vater führen oder die Paarbeziehung gefährden.

Postpartale Psychose

1-2 von 1000 Müttern entwickeln eine postpartale Psychose. Diese ist gekennzeichnet von einem Realitätsverlust der Mutter, zunehmendem Misstrauen der Umwelt gegenüber, sozialem Rückzug, Vernachlässigung der Körperpflege, übersteigerter oder nachlassender Antrieb, übertriebene Freude oder Niedergeschlagenheit, Halluzinationen (z.B. Stimmen hören), Wahnvorstellungen oder sprunghaftes, wenig konsistentes Denken und Reden, usw.

Die Mutter kann sich nicht einfühlen, ist selbstbezogener, hat bizarre und verzerrte Vorstellungen von ihrem Kind. Und sie ist mit dem Alltagsmanagement überfordert. Ca. 70% der postpartalen Psychosen beginnen innerhalb der ersten 2-3 Wochen und zeichnen sich durch einen raschen Verlauf aus. In 70% der Fälle sind Erstgebärende betroffen. Die Auswirkungen ähneln denen der potpartalen Depression und reichen bis in die Schulzeit des Kindes hinein.

Traumatische Geburtserfahrung

2-7 von 100 Müttern entwickeln eine Posttraumatische Belastungsstörung nach der Geburt.

Die Frauen berichten vom Wiedererleben der Situation der Geburt in Erinnerungen, „flash backs“ oder Träumen. Sie vermeiden oft Umstände, die an die Geburt erinnern (triggern) könnten (Kreißsaal, Schwangerengruppen, Gespräch über die Geburt etc.) und sie vermeiden Gefühle (stumpfen ab, fühlen sich fremd).

Sie sind schreckhafter, reizbarer und leiden unter Schlafstörungen. Die Folgen ähneln denen der PPD. Hinzu kommen Folgen für das Körpererleben der Frauen und ihre weitere Familienplanung. Meist wird zu wenig berücksichtigt, dass die körperliche Versehrtheit der Frauen z.B. die Damm- oder Sectionaht, ebenso wie das Kind an sich als Trigger funktionieren können.

So ertragen einige Frauen es nicht, ihre Sectionaht zu berühren bzw. zu sehen oder müssen anfangen zu weinen, wenn sie ihr Kind betrachten, ohne zu wissen warum. Aus PTBS kann sich auch eine Depression oder Angsterkrankung entwickeln. Weitere Folgen s.o.

www.kaiserschnitt-netzwerk.de